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    Timeloberg oder „Victory Hill“

    Der Anfang vom Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa wird bei Lüneburg eingeläutet

    Welch herausragende Rolle der Timeloberg bei Wendisch Evern vor den Toren Lüneburgs für das Kriegsende 1945 spielt, hat Dr. Thomas Lux, Leiter der Stabsstelle Stadtgeschichte und Erinnerungskultur bei der Hansestadt Lüneburg, hier aufgeschrieben.

    Auch ein sehenswertes Multimedia-Projekt der Landeszeitung Lüneburg beschäftigt sich mit dem Thema. Die Online-Reportage ist zum 70. Jahrestag des Kriegsendes entstanden. Wir stellen sie hier mit freundlicher Genehmigung der Chefredaktion zur Verfügung.

    Bei Lüneburg wird Weltgeschichte geschrieben

    Am 3./5. Mai 1945 gab es auf dem Timeloberg vor den Toren Lüneburgs bei Wendisch Evern ein bedeutsames Ereignis, das die Einstellung der Kampfhandlungen in Nordwest-Europa zur Folge hatte.

    Die britischen Truppen waren bereits am 18. April 1945 in das baulich weitgehend intakte Lüneburg eingerückt. Der örtliche Wehrmachts-Kommandant Oberstleutnant Helmuth von Bülow hatte von einer Verteidigung der Stadt abgesehen, da er weitere Kampfhandlungen für sinnlos erachtete.

    Der britische General Miles Chr. Dempsey bezog sein Quartier in der „Möllering-Villa“ in Häcklingen, während Feldmarschall Bernard L. Montgomery zunächst in Oedeme auf dem Hof Knacke unterkam. Montgomery wechselte kurz darauf in die Möllering-Villa, um sein Hauptquartier dann aber am 1. Mai auf dem Timeloberg aufzuschlagen.

    Montgomery empfängt Delegation der Wehrmacht bei Wendisch Evern

    Hier empfing Lord Montgomery am 3. Mai 1945 die Wehrmachtsdelegation unter dem Kommando des Generaladmirals Hans-Georg von Friedeburg. Dieser war von Admiral Karl Dönitz, dem Nachfolger Hitlers als Chef der deutschen Reichsregierung, beauftragt worden, einen Teil-Waffenstillstand auszuhandeln, um möglichst lange noch der Roten Armee Widerstand leisten zu können.

    Am 4. Mai 1945 wurde dann auf dem Timeloberg die Teilkapitulation der Wehrmacht für Nordwestdeutschland, Dänemark und die Niederlande unterzeichnet. Diese Kapitulation trat am 5. Mai um 8 Uhr in Kraft und beendete die Kampfhandlungen in diesen Gebieten. Etwa 1,6 bis 2 Millionen deutsche Soldaten legten ihre Waffen nieder. Es war der Anfang vom Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. In den Niederlanden und in Dänemark ist dieser Tag bis heute ein Gedenk- bzw. Nationalfeiertag.

    Blick auf die Türme einer besiegten deutschen Stadt

    Feldmarschall Montgomery hatte den Timeloberg gezielt ausgesucht. Von dieser höchsten Erhebung im Umkreis von Lüneburg blickte man herab auf die Türme einer besiegten deutschen Stadt. Lord Montgomery nannte den Hügel deshalb „Victory Hill“.

    Von hier aus musste die deutsche Delegation unter Großadmiral von Friedeburg nach Frankreich, wo sich in Reims das Hauptquartier der amerikanischen Armee befand. Schließlich erfolgte dann am 8. Mai 1945 im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst die endgültige Kapitulation aller deutschen Truppen. 

    Mit der Zeremonie auf dem Timeloberg begann die Gesamtkapitulation der Wehrmacht.

    Info

    Oberstleutnant Helmuth von Bülow (5. v. l.)
    Foto: Urheberschaft unbekannt. Stadtarchiv Lüneburg/LZ-Archiv

    Info

    3. Mai 1945: Die Delegierten verlassen das Hauptquartier von General Dempsey, die Möllering-Villa in Häcklingen.
    Foto: IWM (BU 5161)

    Info

    Ein Gedenkstein auf dem Timeloberg erinnert an die Kapitulation.
    Foto: Hansestadt Lüneburg

    Lebenslauf Bernard Law Montgomery

    Info

    Bernard Montgomery spricht am 11. Juni 1944 bei einer Pressekonferenz in seinem Hauptquartier zu alliierten Kriegsberichterstattern.
    Foto: IWM (BU 5337)

    Viscount of Alamein and Hindhead, geboren am 17.11.1887 in Kensington/London (England) – gestorben am 24.3.1976 in Islington Mill/Hampshire (England). 

    Bernard Law Montgomery wurde Berufssoldat und war von 1914 – 1918 Frontoffizier. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er auf zahlreichen Kommandoposten im britischen Kolonialreich eingesetzt. 

    1939/40 war er dann Kommandeur der 3. Division des Britischen Expeditionskorps in Frankreich. Im Zuge der Niederlage der Alliierten Truppen in Frankreich führte er die Division nach Dünkirchen/Dunkerque; von dort konnten zumindest die Soldaten zurück nach England gebracht werden (27.5. – 4.6.1940). 

    Ab November 1941 war er Oberbefehlshaber des Südostkommandos in Südengland. 

    Am 13.8.1942 wurde er zum Oberbefehlshaber der britischen 8. Armee ernannt. Es gelang ihm mit seinen Soldaten, den italienischen Streitkräften und dem „Deutschen Afrika Korps“ eine vernichtende Niederlage zuzufügen. 

    1943 befehligte er die Landung der britischen Truppen in Sizilien und die Weiterführung des Kampfes auf dem italienischen Festland. 

    1944 war er Kommandeur des britischen Kontingents der alliierten Landungstruppen in der Normandie (Operation Overlord, D-Day am 6.6.1944). 

    Am 1.9.1944 wurde er zum Fieldmarshall ernannt. Unter seinem Kommando kämpfte sich die britische Armee durch Nordfrankreich, Belgien und die Niederlande nach Nordwestdeutschland vor. In Lüneburg erfolgte dann die Teilkapitulation auf dem Timeloberg. 

    Ab 30.5.1945 war er bis zum 26.6.1946 Befehlshaber der britischen Streitkräfte in Deutschland. In dieser Funktion war er Mitglied des Alliierten Kontrollrates in Berlin. 

    In der Nachkriegszeit bekleidete er bis zu seinem Ruhestand 1958 oberste Kommandoposten in der britischen Armee und in der NATO.