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    Das Lüneburger Senkungsgebiet

    Überwachung des Untergrundes an rund 300 Messpunkten

    Unter Teilen der Lüneburger Innenstadt liegt ein großer Salzstock. Der Abbau von tausenden Tonnen Sole jährlich hat Lüneburg vor allem im 15. und 16. Jahrhundert zu Reichtum verholfen. Als Folge des Salzabbaus entstand jedoch ein Senkungsgebiet, das potenziell die Standsicherheit der dortigen Gebäude gefährdet. 

    Seit 1980 ist die Lüneburger Saline geschlossen. Schon weitaus länger, nämlich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, lässt die Hansestadt Lüneburg das Senkungsgebiet fortlaufend beobachten. War es in den 1970er-Jahren vor allem die Westliche Altstadt, wo der Boden deutlich absackte und zahlreiche Häuser nicht zu retten waren, bewegt sich der Boden dort seit langem an vielen Stellen nur noch um Millimeter im Jahr. Anfang des neuen Jahrtausends mussten Häuser am Ochtmisser Kirchsteig wegen der Senkung mit viel Aufwand statisch gesichert werden. 

    Immer wieder sind Anwohnende und Hansestadt intensiv über Maßnahmen zur Sicherung und zur Verkehrsberuhigung vor Ort im Gespräch. Ein Fokus war in den letzten Jahren die Frommestraße – ein Bereich, in dem schon in den 1920- und 1930er-Jahren Häuser wegen starker Senkungsschäden abgerissen werden mussten. Die Lüneburger im Senkungsgebiet haben sich weitgehend mit ihren schiefen Häusern arrangiert. Das hügelige Panorama und seine Ursachen sind Thema in Stadtführungen.

    Überwiegend bewegt sich der Boden moderat, übrigens nicht allein nach unten, sondern auch nach oben. Der Grund sind chemische Reaktionen wie das Aufquellen von Gipsanteilen im Untergrund bzw. das generelle Aufsteigen des Salzes durch die Erdschichten. 

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    Karte des Erdfall- und Senkungsgebiets
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    Erdbewegungen werden aufgezeichnet und regelmäßig ausgewertet

    An rund 300 Messpunkten werden die Erdbewegungen aufgezeichnet und ausgewertet, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. Die Messdaten werden regelmäßig ausgewertet. In der Regel geschieht dies alle zwei Jahre, bei Bedarf auch deutlich öfter – je nachdem, welche Dynamik sich vor Ort entwickelt.

    Das messtechnisch überwachte Senkungsgebiet mit einer Größe von 1,8 Quadratkilometern erstreckt sich etwa von der Rückseite des Rathauses über die westliche Altstadt bis zum Schildstein und bis Volgershall. Im Norden verläuft der Bereich, in dem messtechnisch Bewegungen erfasst werden, ungefähr entlang der Schomakerstraße und im Süden über die Saline bis zum Postgelände entlang Neues Feld zum Schildsteinweg. 

    Innerhalb dieses Bereiches liegt der rund 1,2 qkm große Salzstock, in dem es auch zu Erdfällen kommen kann.

    So entstehen die Senkungsbewegungen

    Wie es zu den Senkungen kommt, erklärt der Geologe Thorsten Trapp. Er erkundete für die Hansestadt die Senkungsprozesse am Ochtmisser Kirchsteig und an der Frommestraße. Das Salz befindet sich in Lüneburg zwischen 30 und 70 Meter tief unter der Erdoberfläche. Durch Grundwasserströme laugen die salzigen Erdschichten in Schwächebereichen (Aufwölbung des Gipshutes, Störungszone) aus und lösen das anstehende Gestein. Das darüber liegende Gestein sackt dann je nach eigener Festigkeit mit ab.

    Um die Gefahr von Erdfällen weitgehend auszuschließen, hatte Trapp im Auftrag der Hansestadt in den Senkungszentren bis zu 120 Meter tiefe Bohrungen mit Einbau einer Messeinrichtung niedergebracht und ausgewertet – größere Hohlräume wurden dabei nicht gefunden. Im Fortgang der Untersuchungen zeigte sich zumindest zeitweise ein signifikanter Zusammenhang zwischen Niederschlägen und Senkungsrate.

    Dass die Senkungen etwas mit der aktuellen Soleförderung zu tun haben, wie es immer wieder einmal diskutiert wird, hält Trapp für eher unwahrscheinlich. Zum Hintergrund: Die Salztherme Lüneburg fördert einen Bruchteil der damaligen Solefördermenge für Bäder und Anwendungen, die derzeitige Menge entspricht etwa 10 bis 20 Prozent der vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie genehmigten Menge.

    Was ist bei Erdfällen zu tun?

    Wichtige Informationen

    • Sofortige Absperrung des Einbruchbereiches bis mindestens drei Meter vom Erdfallrand entfernt, da Erdfälle insgesamt und am Rand nachbrechen können.
    • Eventuell betroffene Versorgungsleitungen sofort abstellen und bei eingetretenen oder vermuteten Defekten an Ver- und Entsorgungsleitungen (Gas, Wasser, Strom) die örtlichen Ver- und Entsorgungsbetriebe benachrichtigen (Störungsnummer Strom/Wasser 0800 0282266; Gas 0800 4282266).
    • Umgehende Benachrichtigung des Ordnungsamtes (Telefon 04131 309-3300) als Gefahrenabwehrbehörde. Sind Häuser oder andere bauliche Anlagen beschädigt, muss die Bauordnungsbehörde informiert werden (Telefon 04131 309-3648).

    Auswirkungen der Senkung an der Frommestraße

    „Tor zur Unterwelt“ als Denkmal der Stadtgeschichte

    Info

    Das „Tor zur Unterwelt“ auf einem Foto aus früherer Zeit. Die Torflügel haben sich hier bereits übereinander geschoben. 

    An der Frommestraße zeigten sich die Auswirkungen der Senkung in den letzten Jahren besonders deutlich. Zwei denkmalgeschützte Häuser wurden durch die starke Bodenabsenkung innerhalb weniger Jahre so stark beschädigt, dass sie 2012 abgerissen werden mussten.

    Ein besonders beliebtes Anschauungsobjekt ist das sogenannte „Tor zur Unterwelt“, das sich ebenfalls an der Frommestraße befindet. Ursprünglich ein ganz normales Gartentor, hat es sich seit seiner Errichtung im Jahr 1898 um fast zwei Meter in die Tiefe bewegt, die Torflügel haben sich dabei übereinander geschoben. Seit Mai 2016 sind die Flügel verschwunden, vermutlich gestohlen. 

    Bei dem Objekt handelt sich um ein Bau- und Bodendenkmal, da es anschaulich die geologische Situation in Lüneburg dokumentiert und damit von stadtgeschichtlicher Bedeutung ist. Einer der beiden Pfeiler neigt sich mittlerweile so sehr, dass er gestützt werden muss.