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    Pressemitteilung vom 14.11.2024

    „Die Innenstadt wird auch künftig für alle erreichbar bleiben – ob mit Auto, Bus, Fahrrad oder zu Fuß“ – Lüneburgs Oberbürgermeisterin bittet um sachliche Debatte beim Thema Innenstadtwandel

    HANSESTADT LÜNEBURG. – „Wenn ein Geschäft schließt, dann ist das bitter. Für die Inhaber, die Mitarbeitenden, die Kunden, für unsere Stadt. Wenn ein Geschäft schließt, dann hat das meist mehrere Gründe. Einseitige oder polarisierende Erklärungen zu suchen, wird den Fragen zum Wandel der Innenstadt jedoch nicht gerecht und erschwert auch die Entwicklung von Lösungen", betont Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch.

    Die Rathauschefin hat mit ihrem Team aus der Stadtverwaltung mit Erstaunen einen Artikel in der Lüneburger Landeszeitung gelesen, in dem es um die Schließung des Modegeschäfts Sellnau in der Bardowicker Straße geht.

    In einer der Überschriften schreibt die LZ, dass die städtische Verkehrspolitik laut Inhaberin „Auslöser für die Pleite“ sei. Im Text wird der Insolvenzverwalter zitiert, die Verkehrspolitik der Stadt sei zumindest mit verantwortlich für die Schließung. Konkret ist die Rede von „vielen Baustellen rund um die Innenstadt, die zuletzt entstandenen Fahrradstraßen und eine sinkende Anzahl von Parkplätzen“. Als Folge dieser „Verkehrspolitik“ fehlte es laut Inhaberin zuletzt an der notwendigen Laufkundschaft.

    Da hier viele verschiedene Dinge vermengt und teilweise falsch dargestellt sind, nun die Fakten:

    Fahrradstraßen: Es gibt in der Innenstadt e i n e sogenannte „unechte Fahrradstraße“ am anderen Ende der Innenstadt – in der Wallstraße. Darüber hinaus arbeitet die Verwaltung an einem Fahrradring. Zu Einschränkungen für die Befahrbarkeit durch Autos kam es hier nicht und wird es auch nicht kommen.

    „Auto- und Radfahrende gegeneinander auszuspielen, macht kaum Sinn, da viele Menschen beide Verkehrsmittel nutzen", so Kalisch. Und weiter: „Im Übrigen sind auch Menschen, die mit dem Rad zum Einkaufen fahren, gute Kund:innen.“

    Parkplätze: In der Bardowicker Straße sind keine Stellplätze weggefallen – weder vor 2020 noch im Zuge des Umbaus von Februar bis Anfang September 2020. 

    Vereinzelt fallen immer mal wieder Stellplätze weg – nicht erst in den letzten Jahren, oft auch aus Sicherheitsgründen (Feuerwehraufstellflächen, Sichtbeziehungen, Gefahrenstellen). Kalisch dazu: „Es gibt keinen grundsätzlichen Mangel an Parkplätzen in der Innenstadt – auch wenn dies gern behauptet wird. Im Gegenteil: Unsere Parkhäuser sind bei weitem nicht ausgelastet.“ 

    In der aktuellen politischen Debatte sei die Erreichbarkeit der Innenstadt für alle Beteiligten zentral. Unabhängig von dieser Grundsatzdiskussion müsse man deutlich erkennen: „Die Erreichbarkeit für das Geschäft Sellnau hat sich in keiner Weise verändert." Die Oberbürgermeisterin warnt: „Das Wiederholen solch falscher Annahmen macht die Stadt in der öffentlichen Wahrnehmung nicht attraktiver und kann am Ende tatsächlich noch Kundinnen und Kunden abschrecken.“

    Welche Parkplätze im Umfeld sind weggefallen?

    Parkplätze vor dem Geschäft – im Abschnitt Bardowicker Straße/Am Ochsenmarkt – gibt es seit der Umsetzung des Verkehrsentwicklungsplanes in den 1990er Jahren zu den regulären Ladenzeiten nicht. Daran hat sich von damals bis heute nichts geändert. Im Umfeld zu Sellnau wurden in den letzten Jahren einige Stellplätze am Reichenbachplatz umgewandelt in E-Ladeparkplätze.

    Baustellen Innenstadt: Die Bardowicker Straße wurde im Jahr 2020 um- und ausgebaut. Einige Jahre zuvor wurde die Bäckerstraße umgestaltet.  Diese Baumaßnahmen dienen insbesondere auch der Aufwertung der Innenstadt und damit auch den dortigen Geschäften. Größere Baustellen in der Innenstadt fanden in diesem Sommer rund um den Platz am Sande statt. Die Frequenzmessungen in der Innenstadt haben hier gezeigt, dass die Passantenzahlen während der Bauzeit nahezu unverändert geblieben sind.

    Laufkundschaft: Die Messung dieser Passantenzahlen in der Innenstadt belegen zudem, dass die Besuchenden in der Innenstadt nicht weniger geworden sind. Die Messungen zeigen zwischen 2022 und 2024 konstante Zahlen – mit den üblichen jahreszeitlichen und veranstaltungsbedingten Schwankungen. Ein signifikanter Rückgang in den letzten Jahren war lediglich während der Corona-Pandemie 2020 und 2021 zu verzeichnen. Die Frequenzen in der Fußgängerzone haben sich seither kontinuierlich erholt.

    Oberbürgermeisterin Kalisch: „Der Innenstadt-Wandel ist eine zentrale städtische Herausforderung dieser Zeit. Auch in Lüneburg. Natürlich sind die Geschäftstreibenden sehr besorgt und natürlich suchen Betroffene nach Ursachen und Lösungen. Umso mehr bitte ich alle Beteiligten, hier eine sachliche Debatte zu führen, um nicht weiter Ängste zu schüren.“

    Gestiegene Kosten und Strukturwandel

    In der Stadtverwaltung beschäftigt sich die Stabstelle „Nachhaltige Innenstadtentwickung“ mit der Veränderung der Innenstadt. Carl-Ernst Müller, Leiter der Stabstelle sagt: „Bundesweit und auch in anderen Ländern erleben Innenstädte exakt diesen Wandel und die gleichen Herausforderungen wie in Lüneburg. Dass Geschäfte schließen, hängt in der Regel maßgeblich mit gestiegenen Kosten und dem geänderten Kaufverhalten der Menschen zusammen - Stichwort Strukturwandel und Onlinehandel.“

    Das ließe sich nicht mehr zurückdrehen. Die Chance könne daher nur darin bestehen, die Trends für den Erhalt von Geschäften in der Innenstadt zu nutzen. Die Stadt kann hier unterstützen, indem sie durch verschiedene Maßnahmen die Aufenthaltsqualität der Innenstadt erhöht, beim Thema Leerstand vermittelt und – natürlich - die Erreichbarkeit sicherstellt. Dazu betont Kalisch abschließend: „Natürlich muss und wird die Erreichbarkeit der Innenstadt für alle Menschen immer möglich sein – egal, ob zu Fuß, mit dem Bus, Auto oder Fahrrad.“

    Info

    Foto: Hansestadt Lüneburg