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    Pressemitteilung vom 06.05.2024

    Neu ergänzt Alt: Weiterbauen in Lüneburgs Altstadt

    HANSESTADT LÜNEBURG. – Baulücken in Lüneburgs historischer Innenstadt sind eine Rarität. Stattdessen fügt sich Denkmal an Denkmal, oft gut erhalten und behutsam saniert. Mehr als 1600 Denkmale beherbergt Lüneburg – ein kostbarer Schatz. 

    Wird inmitten dieses historischen Umfelds neu gebaut, stellt sich die Frage, welche Bauweise angemessen ist. „Da gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen, wie ein Neubau sich in das Bestehende einfügen kann“, sagt Doreen Braun, Denkmalpflegerin bei der Hansestadt Lüneburg. Ihre Aufgabe ist es, zwischen den gesetzlichen Vorgaben, der konkreten Bebauung vor Ort und den Wünschen und Vorstellungen der am Bau Beteiligten zu vermitteln. Denn bei allen Vorgaben - durch Denkmalschutzgesetz und städtische Satzung – bleibt hier viel Gestaltungraum. „Unser Ziel ist es, Altes zu bewahren und zugleich Neues zu ermöglichen und auch als solches sichtbar zu machen“, erklärt Braun.

    Neubau von Wohnhäusern in der Altstadt

    Aktuell begleitet Doreen Braun den Bau zweier Wohnhäuser in der Neuen Straße. „An dieser Stelle wird ein städtebaulicher Missstand beseitigt, eine Baulücke geschlossen und nachverdichtet“, skizziert sie. 

    Die Reihenhäuser, die hier früher standen, waren 1910 abgerissen worden, anschließend entstanden Garagen. Entsprechend der Lüneburger Gestaltungssatzung orientieren sich die jetzt errichteten Neubauten nach Größe, Höhe und Umriss, nach Form, Material und Farbigkeit an dem Charakter der Umgebung. 

    Dennoch sorgt die neue Architektur bei manchem Betrachtenden für Kritik. „Einigen gefällt der helle Ziegel nicht, andere stören sich an der Fenstergestaltung“, sagt Braun. Diskussionen, die die Denkmalpflege der Stadt dann führt, wenn Altes verändert oder um Neues ergänzt wird. „Das ist völlig legitim, Architektur ist schließlich immer auch Geschmackssache – sie liegt stark im Auge der Betrachtenden“, so Braun. Die Linie der Hansestadt aber macht die Denkmalpflegerin sehr deutlich: „Wir wollen nicht historisierend bauen und den Eindruck erwecken, das Neue stamme aus einer vergangenen Zeit.“

    Zwei neue Wohnhäuser schließen jetzt die Baulücken an der Neuen Straße. 

    Fotos: Hansestadt Lüneburg

    Heiligengeistschule: Brücke zwischen Gestern und Heute

    Vielmehr sollen sich Neubauten in historischem Kontext städtebaulich und architektonisch in das historisch gewachsene Stadtbild einfügen und dabei den Stempel unserer Zeit tragen. Zuletzt umgesetzt wurde diese Brücke zwischen Gestern und Heute im Zuge der Umwandlung der Heiligengeistschule zur Ganztagsschule. 

    Die denkmalgeschützten Nebengebäude wurden durch modern gestaltete Anbauten ergänzt. Mit ihrer äußeren Gestaltung und den ortstypischen Baumaterialien integrieren sie sich sehr gut in den historischen Schulkomplex. Entstanden sind zwei moderne Baukörper mit Fassaden aus roten Ziegeln und Kupfer. Mit der Materialwahl Kupfer ist die Verbindung zum Dachreiter aus dem Jahr 1490 auf dem Hauptgebäude der Schule hergestellt.

    Mehr Informationen zum Bauprojekt

    Die Heiligengeistschule: Alter Zustand 2019 und mit modern gestaltetem Anbau 2024.

    Fotos: Hansestadt Lüneburg

    Salzstraße Am Wasser: Moderner Neubau neben dem Viskulenhof

    Ebenfalls in moderner Formensprache entstand vor einigen Jahren neben dem ehemaligen Viskulenhof der Neubau in der Salzstraße Am Wasser. 

    Zugunsten einer zeitgemäßen sich in das historische Ambiente einfügenden Architektur wurden hier Ausnahmen von der Gestaltungssatzung hinsichtlich der Dachform, der Dacheindeckung sowie der Fensterteilung zugelassen. Auch damals gab es rege Diskussionen, erinnert sich Braun.

    Der Gebäudekomplex an der Salzstraße Am Wasser vor und nach dem Umbau. 

    Fotos: Hansestadt Lüneburg

    Bei großen Bauvorhaben wird der ALA häufig einbezogen

    Als nächstes großes Bauvorhaben steht die Umgestaltung und Erweiterung des Hauptsitzes der IHK Lüneburg Wolfsburg Am Sande an. Hier wird Bestehendes bewahrt und maßvoll weitergebaut. Die nicht denkmalgeschützten Bauten aus dem vergangenen Jahrhundert werden nicht abgerissen. Vielmehr erhalten sie durch qualitätsvolle Aufstockungen ein neues Gesicht.

    Oft wird bei derartigen Bauvorhaben der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt e. V. (ALA) einbezogen. Der ALA setzt sich dafür ein, das historische Stadtbild Lüneburgs in seiner Gesamtheit zu erhalten, zu pflegen und es zu vervollkommnen.

    Zusammenspiel von Bauwerken unterschiedlicher Epochen macht die Innenstadt aus

    „Die unterschiedlichen Stilepochen prägen unsere gewachsene Stadt und machen den Charme des Stadtbilds aus“, sagt Braun. So sind in Lüneburgs historischer Innenstadt Gebäude aus allen Epochen des Bauens zu finden – mit ihren jeweils eigenen charakteristischen Stilelementen aus Gotik, Renaissance, Barock, Klassizismus, Historismus, Jugendstil, Expressionismus und Moderne. Das beste Beispiel für ein Zusammenspiel aus ganz unterschiedlichen Epochen ist das Lüneburger Rathaus selbst. Dank seiner 700-jährigen Baugeschichte und immer neuer An- und Umbauten sind im Rathaus Spuren aus den verschiedensten Epochen zu finden.

    „Jede Zeit hat ihren Stil“, fasst es Braun zusammen. „Und wenn wir heute bauen, sind das die Denkmale von morgen.“